Worum ging es 2020?
Der frühere Bundesbankpräsident Jens Weidmann spricht mit jungen Menschen über die Herausforderungen der Geldpolitik
In verschiedenen Workshops diskutierten sie unter anderem über das Preisstabilitätsziel der Notenbanken, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Inflation sowie die Rolle von Notenbanken in der Klimapolitik.
Auf die Frage, ob die EZB mit ihrer Geldpolitik eine aktive Verteilungspolitik betreiben sollte, stellte Weidmann klar, dass die Geldpolitik keine politisch-ökonomischen Verteilungsziele verfolgen sollte. „Dies würde zu einer extremen Politisierung der Notenbank führen“, warnte er. Die Notenbank würde damit in einen Politikbereich einschreiten, der durch demokratisch legitimierte Institutionen verantwortet werde. Zentralbanken seien als unabhängige Institution im Prinzip ein Fremdkörper in der Demokratie. „Und diesen Fremdkörper kann mach auch nur rechtfertigen, wenn wir uns auf unser enges Mandat beschränken“, sagte der Bundesbankpräsident und nahm damit Bezug auf das vorrangige Ziel der Bundesbank, Preisstabilität zu sichern.
Klimarisiken besser erfassen
Auf eine Frage nach der Rolle von Notenbanken in der Klimapolitik zeigte sich Weidmann bereit zu handeln. Die Notenbanken müssten dafür sorgen, dass Risiken, die durch den Klimawandel für den Finanzsektor entstünden, besser erfasst würden. Dies gelte zum Beispiel auch mit Blick auf die bestehenden Ankaufprogramme. Zugleich machte Weidmann auf die Grenzen für das Handeln der Notenbanken aufmerksam: „Wir lassen nicht alles beim Alten. Aber wir müssen die Grenzen unseres Mandats beachten.“ Zentralbanken dürften keine eigenständige Klimapolitik machen, damit ihre Unabhängigkeit nicht in Frage gestellt werde, so Weidmann.
Komplexe Themen verständlich erklären
Angesprochen wurde auch, dass Notenbanken mit ihrer Kommunikation insbesondere jüngere Menschen nicht gut erreichten. Weidmann sagte, die Bundesbank habe das Problem durchaus erkannt. Sie kommuniziere deshalb nicht nur über traditionelle Medien wie Tageszeitungen, sondern beispielsweise auch über soziale Medien. Diese brächten eine höhere Reichweite, allerdings sei es extrem schwierig, darüber komplexe ökonomische Themen zu transportieren. „Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Glaubwürdigkeit und damit das Vertrauen der Menschen nicht verspielen“, sagte Weidmann. Auch Veranstaltungen wie Euro20+ seien dafür da, um verstärkt mit der jüngeren Generation in Kontakt zu treten und zu diskutieren. Dass dieser Versuch gelungen ist, zeigte der Kommentar eines Teilnehmers: „Formate wie Euro20+ sind ein guter Ansatz, um junge Menschen zu erreichen und können die Diskussionskultur fördern.“